Botox ist nicht länger nur ein Thema für Schönheitschirurgen. Auch Psychologen interessieren sich für den Faltenkiller – oder besser gesagt für seine möglichen Auswirkungen auf die Psyche. Gibt es sie wirklich und wie soll sich die Faltenbehandlung denn auf die Psyche auswirken?
Botox und seine Wirkung auf die Psyche – Eine Theorie
Unsere Mimik beeinflusst unsere Emotionen. Wenn wir zum Beispiel lange genug lächeln, fühlen wir uns auch, als hätten wir wirklich gelacht, selbst wenn wir den Gesichtsausdruck nur nachgemacht haben, lehrte unter anderem die Dozentin Vera F. Birkenbiehl sehr unterhaltsam und anschaulich.
Botox setzt aber genau an diesen Mimikmuskeln an und setzt sie außer Kraft. Wir können bestimmte Bewegungen dann nicht mehr ausführen – und die Haut nicht mehr in Falten legen. Also können die sich auch nicht mehr in die Haut eingraben. Zornfalte, Lachfalten um die Augen, … Die haben nun keine Chance mehr. Allerdings bleibt jetzt auch ein Teil des Bewegungsreizes für unsere Psyche aus. Deshalb sind wir zum Beispiel weniger glücklich, selbst wenn wir gelacht haben. Soweit die Theorie. Aber stimmt das wirklich?
Was Studien zu Botox und Emotionen sagen
Zumindest für einige Emotionen gibt es für diesen Zusammenhang einen Hinweis. Wissenschaftler teilten Freiwillige für eine Faltenbehandlung in zwei Gruppen. Die eine erhielt Botox zur Glättung, die andere einen Filler. Anschließend zeigten sie ihnen verschiedene emotionale Videos und erfragten das Empfinden der Probanden. Tatsächlich fühlte sich die Botoxgruppe weniger bewegt.
In dieselbe Kerbe schlägt Michael Lewis, ein Psychologe der Cardiff University, der eine Studie präsentierte, nach der Frauen mit einer Botox-Behandlung eher zu depressiven Verstimmungen neigen – weil sie nicht länger richtig lachen können, wie er schlussfolgerte.
Also doch kein Botox? Ein us-amerikanischer Dermatologe, Eric Finzi, zieht in seinem Buch „The Face of Emotion“ einen anderen Schluss. Es komme immer darauf an, welche Muskeln man lahmlege. Wer seine Zornesfalten damit bekämpfen wolle, könne davon sogar profitieren. Das sind nämlich auch die Muskeln, die wir bewegen, wenn wir traurig sind. Botox kann also nicht nur weniger glücklich, es kann durchaus auch weniger unglücklich machen. Der Faltenglätter kann also sogar bei positive(re)m Denken helfen.
Theorie und Praxis
Was in den Studien nicht berücksichtigt wurde: Die allgemeine psychische Verfassung der Probanden, ihre Resilienz und der Fakt, dass sich viele Menschen schon deshalb einfach besser fühlen, weil sie den ungeliebten Falten den Kampf angesagt haben. Unter dem Strich können Sie sich nach einer Botox-Behandlung sehr wohl besser fühlen, einfach weil ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen ist und Sie täglich ein jüngeres, glatteres Ich aus dem Spiegel anstrahlt. Allen Studien zum Trotz macht Sie Botox also wahrscheinlich doch glücklich, denn der Mimik-Effekt wird von anderen Effekten oft nicht nur aufgehoben, sondern gleich ganz überholt.